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Spezial

Politische Kritik am Austragungsort der WM

Beim Spiel des FC Augsburg gegen den FC Bayern München im November 2021 zeigen Zuschauer Plakate gegen die Ausbeutung in Katar im Zusammenhang mit der Fußball-WM und rufen zur Demo auf.

Beim Spiel des FC Augsburg gegen den FC Bayern München im November 2021 prangern Zuschauer die Ausbeutung in Katar an und rufen zur Demo auf.

2010 entschied der Weltfußballverband FIFA, dass 2022 die WM in Katar stattfinden sollte. Die Vergabe an Katar hat international für viel Kritik gesorgt. Dabei geht es vor allem um die Missachtung der Menschenrechte in dem autoritär regierten Land, um die Situation der Arbeiter in Katar und um die fehlende Nachhaltigkeit dieses Sportereignisses. Außerdem spricht viel dafür, dass Menschen in der FIFA Geld dafür bekommen haben, dass sie bei der Vergabe der Weltmeisterschaft für Katar stimmen.

Korruption

Die FIFA wählte Katar 2010 als Austragungsort der WM 2022. Katar hatte diese Wahl lange vorbereitet. Die Regierung erhoffte sich von der WM weltweite Aufmerksamkeit und mehr Einfluss bei der Durchsetzung der wirtschaftlichen und politischen Interessen des Landes.
Schon 2010 sprach vieles gegen diese Entscheidung. Katar hat keine Fußballtradition und besaß keine Fußballstadien oder sonstige Infrastruktur, um große Fußballspiele zu veranstalten. Die Hitze im Sommer macht Fußballspielen im Freien praktisch unmöglich. Allgemein bekannt war auch, dass in Katar die Menschenrechte missachtet werden. Dass die Wahlleute trotzdem ihre Stimme für Katar abgaben, hat mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu tun, dass sie dafür Geld bekommen haben. Das nennt man Korruption und dafür gibt es viele Hinweise. Die FIFA und Katar haben das aber immer bestritten.

Menschenrechte

Seit vielen Jahren gibt es Vorwürfe, dass die Menschenrechte in Katar missachtet werden. Das islamische Land wird nach den strengen Regeln des Koran, der Scharia, regiert. Gleichberechtigung von Frauen und Männern gibt es nicht. Männer bestimmen, wen eine Frau heiratet oder welchen Job sie annehmen darf. Auch für viele andere Aktivitäten müssen Frauen die Erlaubnis eines Mannes, meist vom Vater, Ehemann oder dem Bruder, einholen.
In Katar werden Homosexuelle diskriminiert. Sie können mit Auspeitschung oder Inhaftierung bestraft werden. Während der WM müssen Homosexuelle und andere nicht-heterosexuelle Menschen damit rechnen, in Hotels keine Zimmer zu bekommen.

Pressefreiheit

Auch die Pressefreiheit wird in Katar immer wieder missachtet. Viele Menschen haben Angst verhaftet zu werden, wenn sie die Verhältnisse im Land kritisieren. Ausländische Journalisten und Journalistinnen müssen bei der Arbeit strenge Regeln beachten. Sie dürfen nur bestimmte Orte besuchen, die berüchtigten Unterkünfte der ausländischen Bauarbeiter der WM-Stadien gehören nicht dazu. Journalist/innen müssen sich auch verpflichten, "kein Material zu zeigen, dass als unpassend oder beleidigend in Bezug auf die katarische Kultur und islamische Prinzipien empfunden werden könnte". Diese unklare Bestimmung ermöglicht es, die Medien zu kontrollieren und Kritik zu unterbinden und damit die Presse- und Meinungsfreiheit einzuschränken. Einheimische und ausländische Medienvertreter/innen befürchten dadurch Behinderungen und Einschüchterungen durch die Behörden. Auf der anderen Seite bezahlt Katar Fans die Reise zur WM, wenn sie dafür in den Sozialen Medien positive Berichte schreiben. Das ist keine unabhängige Berichterstattung.

2018: Bauarbeiter arbeiten in Doha auf dem Gelände des Stadions "Stadium 974". Das Stadion für die Fußball-WM 2022 wird größtenteils aus Schiffscontainern und Stahl gebaut. Es soll nach der WM abmontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

2018: Bauarbeiter arbeiten in Doha auf dem Gelände des Stadions "Stadium 974". Das Stadion für die Fußball-WM 2022 wird größtenteils aus Schiffscontainern und Stahl gebaut. Es soll nach der WM abmontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.

Ausländische Arbeiter haben sehr wenig Rechte
Etagenbett in einer Unterkunft für Wanderarbeiter in Katar, aufgenommen im Oktober 2012.

Etagenbett in einer Unterkunft für Wanderarbeiter in Katar, aufgenommen im Oktober 2012.

In Katar arbeiten etwa 2 Millionen ausländische Arbeiter/innen. Viele wurden extra für den Bau der Sportanlagen für die WM angeworben. Es gibt viele Berichte über die schlechte Behandlung dieser Arbeiter. Der Mindestlohn für die Arbeiter lag bei umgerechnet rund 230 Euro im Monat, das bedeutet bei der üblichen Sechstagewoche und mehr als 8 Stunden Arbeit am Tag etwa 9,50 Euro Lohn pro Tag. (Zum Vergleich: In Deutschland liegt der gesetzlichen Mindestlohn bei 12 Euro pro Stunde). Die Arbeiter lebten in engen Wohnblocks und Sammelunterkünften, oft erhielten sie monatelang oder sogar überhaupt keinen Lohn. Den Arbeitern wurden die Personalausweise abgenommen, so dass sie das Land auch nicht einfach wieder verlassen konnten. Viele Arbeiter haben sich verletzt oder sind sogar auf den Baustellen gestorben, weil nicht ausreichend für ihre Sicherheit gesorgt wurde. Weltweit sind Menschen empört, dass Katar, eines der reichsten Länder der Welt, solche niedrigen Löhne zahlt und es auch ablehnt, den Familien der Arbeiter, die verletzt oder gestorben sind, eine angemessene Entschädigung zu zahlen.

Nachhaltigkeit

Die Fußball-WM findet traditionell im Sommer statt. Dann ist es aber in Katar extrem heiß, das Thermometer kann mehr bis zu 50 Grad Celsius anzeigen. Weil bei diesen Temperaturen nicht Fußball gespielt werden kann, kündigte Katar an, die Stadien und die Fanzonen auf 27 Grad abzukühlen. Als die Kritik an diesem klimaschädlichen Vorhaben immer stärker wurde, wurden die Spiele in den Winter verlegt. Doch auch im Winter werden fast alle Stadien künstlich auf 22 Grad heruntergekühlt, was enorm viel Energie benötigt und klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) produziert.
Katar und die FIFA behaupten, dass die WM klimaneutral sein werde. Das heißt, dass der Ausstoß von Treibhausgasen und die Fähigkeit des Ökosystems, diese Treibhausgase aufzunehmen, im Gleichgewicht sind . Dafür hat Katar viele tausend Bäume und Sträucher angepflanzt, die wegen der Trockenheit allerdings immer bewässert werden müssen. Das Wasser dafür wird durch die Entsalzung von Meerwasser gewonnen. Das braucht sehr viel Energie.
Schlecht für das Klima sind auch die vielen Pendelflüge, mit denen Fans aus den angrenzenden Golfstaaten zu den Spielen fliegen. Da Katar nicht genug Hotelplätze hat, müssen viele Fans in den Nachbarstaaten unterkommen. Die Treibhausemissionen, die bei diesen Flügen entstehen, werden in Katars Nachhaltigkeitsstrategie nicht berücksichtigt.

Das al-Janoub-Stadion in al-Wakra hat ein verschließbares Dach. Damit kann der Zuschauerbereich auf 18°C abgekühlt werden. Dafür ist, insbesondere im Sommer bei Außentemperaturen von über 40° Grad, sehr viel Energie notwendig. Das Foto zeigt das Stadion von außen. Um das Stadion herum ist eine Grünanlage angelegt worden. Bäume und Rasen müssen bei der Hitze bewässert werden.

Das al-Janoub-Stadion in al-Wakra hat ein verschließbares Dach. Damit kann der Zuschauerbereich auf 18°C abgekühlt werden. Dafür ist, insbesondere im Sommer bei Außentemperaturen von über 40° Grad, sehr viel Energie notwendig. Bäume und Rasen müssen bei der Hitze bewässert werden.

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